Donnerstag, 10. Februar 2011

Prison Break - Season One

"All I keep thinking, looking back onto this, I was set up.
I know whoever it was who set me up wants me in the ground as quickly as possible." ~ Lincoln Burrows



     Einige von euch werden schon davon gehört haben, manche haben's gesehn und viele haben wohl keine Ahnung, dass es das mal gab.

... als damals im 05er Jahr Prison Break im TV lief, bin ich irgendwann mitten in der ersten Staffel mal drüber gestolpert und hatte null Ahnung, was da auf dem Bildschirm eigentlich abgeht. Mein Interesse hat's trotzdem geweckt, und so bin ich jetzt mit der Sichtung von Season 1 fertig geworden, und ich muss sagen: äußerst spannend.
Solche Serien sollten anstelle von CSI: Wherever ausgestrahlt werden.
     Aber echt - hier weiß man nicht von Beginn an, dass Horatio ohnehin mit unsäglicher Lässigkeit den Täter finden wird, einfach alles kann, alles macht und zum regelrechten Frauen- und Kinderflüsterer wird. ...aber das tut hier nichts zur Sache.

     Worum geht's in Prison Break?
     Michael Scofields (Wentworth Miller) Bruder Lincoln Burrows aka Link the Sink (Dominic Purcell) sitzt zu Unrecht in der Todeszelle. Alle verfügbaren Beweise sprechen dafür, dass er den Bruder des Vizepräsidenten kaltblütig erschossen hat. Lincoln soll in knapp einem Monat exekutiert werden und besteht immernoch auf seiner Unschuld.
Während Link seine letzten Tage abzählt, schmiedet Michael einen Plan, wie er seinen Bruder auf direktem Weg da wieder rausholen kann. Veronica Donovan (Robin Tunney, die ihr vielleicht aus The Mentalist kennt), Lincolns Ex-Freundin und auch seine Anwältin sucht unterdessen unablässig nach Beweisen für Lincolns Unschuld, und gerät dabei in einen Sumpf aus Verschwörungen, die bis an die Spitze der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika reichen. Sie bringt alle ihr möglichen Hebel in Bewegung, und setzt sich dabei einem fast so großen Risiko aus wie Michael.
      Dieser überfällt eine Bank, sodass auch er in der Fox River State Penitentiary, Illinois eingesperrt wird. Hier steigen wir in die Geschichte ein.

    Ab jetzt wird's spoilery. Wirklich wirklich spoilery. Also wenn ihr die Staffel noch nicht komplett gesehen habt, lest nicht weiter.  
Ich habe euch gewarnt!

(Sorry wegen der dazwischengestreuten englischen Ausdrücke, hab's auch auf Englisch geguckt - was ich jedem nur empfehlen kann. Wenn ihr der englischen Sprache mächtig seid, schaut euch die Englischen Formate im Originalton an. Deutsche Synchronstimmen sind meiner Meinung nach meistens leider völlig falsch besetzt.)

     Scofield lässt sich also die blueprints (Baupläne) des Gefängnisses auf Oberkörper und Arme tätowieren (ein ziemlich geniales Tattoo, btw), recherchiert massenhaft an Information über die Insassen und das Personal der Strafanstalt und begeht einen bewaffneten Banküberfall. Die Folge aus dieser Straftat: 5 Jahre Haft.
     Natürlich hat er nicht vor, diese 5 Jahre abzusitzen - Lincoln soll knapp einen Monat nach Michaels Strafantritt exekutiert werden. Bis dahin versucht Michael alles, um ihn da wieder herauszuholen.

     So gehts dann los, mit Löchern, die in die Wände gehauen werden müssen, Löchern die durch Metall geätzt werden sollen, Erkundung der Rohrsysteme, Sabotage des Elektrischen Stuhls, Vortäuschung des Diabetes Typs 1 oder A oder wasauchimmer, ich bin ja kein Arzt..., und becircen des Docs auf der Krankenstation. Michaels Plan ist bis auf die Minute durchdacht.
     Es stellt sich heraus, dass man so viel planen kann, wie man möchte, der menschliche Faktor ist immernoch der riskanteste. Mitinsassen kommen hinter Scofields Pläne und bedrohen, erpressen und verstümmeln ihn, nur, damit er sie mitnimmt.

Michael Scofield (ein toller Name, btw :D) aka Fish aka Pretty
     beeindruckt mich. Trotz dieser Intelligenz und abblockenden Haltung hat Michael etwas Warmes an sich. Ich meine, er redet nicht viel und beschränkt sich meistens darauf, Fakten zu erläutern und seine Marionetten, wenn man so will, die er braucht, um aus Fox River wieder herauszukommen, zu kontrollieren, aber trotzdem bleibt er seinem Plan treu, ehrt seine Werte.
Allein die Tatsache, dass er das alles nur für seinen Bruder tut - ich meine, wenn jemand alles versucht um ein Problem zu lösen, dann ganz bestimmt Michael Scofield.
Was mir an Michael so imponiert, ist, dass es ihn komplett aus der Bahn zu werfen droht, wenn etwas für ihn nicht lösbar ist, wenn er etwas nicht vorhersehen konnte, nicht planen konnte. Ein echter Kontrollfreak, eigentlich. Und in seiner Zwanghaftigkeit ist er, was man ihm nur in Ausnahmesituationen anmerkt so zerbrechlich wie ein kleines Kind.
Ich mag diesen Charakter. Man entwickelt eine große Sympathie für ihn - er will das Richtige tun und seinen Bruder retten, und ist bereit, dafür alles aufzugeben. Wirklich sehr bewundernswert, und aber auch ziemlich extrem. Das macht Prison Break so genial, in meinen Augen.

Blöd nur, dass er sich am Weg zum Ziel in Dr. Sara Tancredi (Sarah Wayne Callies) verliebt. Ziemlich schei*e für die Beiden, eigentlich, dass sie der Doctor und er einer von den Bösen dort in Fox River ist. Immer diese tragischen unerfüllten Liebesgeschichten. Hrm. Ich finde es richtig süß, wie sich langsam zwischen den beiden etwas entwickelt, das sie eigentlich gar nicht wollen. Wo die Liebe hinfällt, sag ich da nur.

     Michael lernt schnell: Was du auch in Fox River machst, mach es bloß richtig, und trete niemandem auf den Schlips, sonst könnt's leicht sein dass dir beim nächsten mal auf dem Gefängnishof ein Mitinsasse ein Messer in den Bauch rammt oder dir die Kehle aufschlitzt. Schlägereien sind da noch das mildeste was man zu erwarten hat.

     Anfangs hatte Michael nur geplant Westmoreland (Muse Watson), Abruzzi (Peter Stormare), Sucre (Amaury Nolasco) und Lincoln mitzunehmen. Das wären dann 5 Mann, die über die Mauer müssen. Nun ja. Man kann wie gesagt nicht alles planen.

     T-Bag (Robert Knepper) ein 5-facher Mörder und Vergewaltiger, der im Lauf der Zeit hinter Michaels Pläne kommt, und ihn sozusagen zwingt, ihn mitzunehmen.
T-Bag ist einer der faszinierendsten Charaktere in Prison Break. Anfangs ist er einfach nur der Bösewicht, der gewalttätige moralisch abwegige Bilderbuchverbrecher, vor dem man sich im Gefängis in Acht nimmt. Ein Psychopath - Kneppers Performance ist derart gut, dass man schon ein ungutes Gefühl bekommt, wenn er am Bildschirm erscheint. Er ist unberechenbar und zu allem fähig - dem will man wirklich nie begegnen. ... und vor Allem will ich nicht in der Haut von der Frau die ihn ausgeliefert hat stecken. Wenn der Ausbruch gelungen ist, hat die nicht mehr lang schön leben.


     Wie schrecklich war das bitte, als John Abruzzi (Peter Stormare) ihm einfach die Zehen hat abschneiden lassen?! Ich meine, ich bin ja an Gewalt im TV gewohnt... aber ... Zehen ... aua aua. Erinnert mich an die Zahnbehandlung die Oh Dae Su seinem Gefängiswärter in Oldboy verpasst. Nicht so schön, bei Michael aber auch nicht so wirksam wie die Zahnbehandlung beim Wärter in OB. Zähne sind halt auch ein wenig wichtiger, als 2 Zehen am linken Bein. Aber... AUA!
     Das ist aber nichts im Gegensatz zu der non chalance mit der Abruzzi T-Bag die Hand abhackt um Michael aus den Handschellen zu befreien. Da geht's wirklich um gar nichts. Die Extremsituation in der sich die 8 Flüchtlinge da befinden ist schon ganz schön gut rübergebracht.  

     Abruzzi ist für mich auch ein sehr interessanter Charakter - ein Mafia-Boss im Hefen. Zupft hier ein bisschen an einem Faden und dort ein bisschen und die Marionetten tanzen. Sobald ihm aber mal das Geld ausgeht ist es vorbei mit dem Spaß. Und dann diese Jesus Sache? Ich weiß immernoch nicht, ob das nun dann alles nur Fake war oder nur eine Laune und das Leck das ihm T-Bag in der Kehle verpasst hat alles wieder verändert hat... Nun ja, Auf jeden Fall macht allein seine Körpersprache Abruzzi zu einem spannenden Teil der Geschichte. Dieses nervöse und trotzdem überlegene ständig Ausschau haltende Gehabe kombiniert mit einem ziemlich großen Ego und selbstverständlichem Umgang mit Gewalt, und immer irgendwie kribbelig ... toll gespielt, Mr. Stormare.

     Im Allgemeinen bin ich der Meinung, dass die Gewalt, die gezeigt wird, der ganzen Geschichte Spannung verleiht, und uns hoffen lässt, dass unseren Lieblingscharakteren bloß nichts passiert. Schön, sowas: Zehen abschneiden, Prison Riot, beinah Vergewaltigungen, Verbrennungen, nächtliche Trips durch das Rohrsystem der Anlage, Messerstechereien ... vor lauter Spannung und Bluthochdruck saß ich manchmal mit angehaltenem Atem vor dem Bildschirm. Das letzte Mal hat mich eine TV-Show so gefesselt, als Battlestar Galactica noch auf meinem Programm stand. Komplett anderes Genre, aber genauso viel Drama, Action und Zwiespältigkeit. So viel Unterschied gibt's zwischen den beiden eigentlich gar nicht. Beides spielt sich auf unglaublich engem und begrenztem Raum ab - Raumschiff vs. Gefängniszelle -, in beiden Kämpfen die Helden gegen eine teilweise unbekannte übermacht - Cylonen vs. Regierung -, und du weißt nie, wer nun wirklich auf wessen Seite steht. Gut, in BSG war's mit den Cylonen schon einfacher, manche von denen sahen zumindest wie Maschinen aus.

     Fernando Sucres Aktent ist so herzig :-D Und wie er immer von seiner Maricruz spricht. Hach. An Sucre sieht man erst, wie wenig wichtig es wird, ob einer nun im Gefängnis sitzt oder nicht - im Vergleich zu manchen anderen Häftlingen ist er noch der sympathischste - gleich nach Michael natürlich... oh Michael.

     Wie dem auch sei ... was für ein Finale! Und was für ein fieses Staffelende?! Vom Jet im Stich gelassen wissen wir nichtmal, ob das Team nun wieder eingefangen wird, oder nicht. Grrrr.... ich will sofort die nächste Staffel sehen.


      Was stört mich an Prison Break?
Nun ja, die Hintergrundstory zu Michael beispielsweise bekommen wir - wenn überhaupt - nur sehr spärlich serviert, dabei würde ich wirklich sehr gern wissen, was für ein Mann Scofield war, bevor die ganze Sache mit Lincoln angefangen hat. Was für Leute Link & Michael waren, wie's dazu kam, dass sie da angekommen sind wo sie sich jetzt befinden.
     Okay, tote Mutter, abgehauener Vater, der eine Bauingenieur (constructional engineer), der andere immer wieder mal arbeitslos und an der Grenze zum Kriminellen.

     Teilweise gibt's auch Logikschwächen, wie z.B. nachdem C-Note (Rockmond Dunbar) sich dem Ausbrecher-Team anschließt - wie kann er da für Michael noch die Insulinblocker beschaffen? Ohne die fangen doch seine Hände zu zittern an & er zeigt seltsame Symptome. Oder John Abruzzis Konten: Fanzole hat die doch auflösen lassen - wie kann Abbruzzi dann danach noch den Jet organisieren, wenn er seine Handlanger gar nicht mehr bezahlen kann?
Was passiert mit Link und Michaels Vater, nachdem er Lincoln vor Kellerman (Paul Adelstein - kennt ihr vielleicht aus Private Practice) gerettet hat?
Aber die fallen einem nur auf, wenn man sich länger darüber Gedanken macht.

Das Tolle an Prison Break? Es kann *jeden* (vielleicht mal abgesehen von Michael und Lincoln - sonst würde ja die Story keinen Sinn mehr ergeben) treffen. Jeder könnte im nächsten Moment die Seiten wechseln, verletzt, verstümmelt, getötet werden. Es ist ein ständiger Nervenkitzel und jeder Cliffhanger wird exzellent verwertet. Toller Stoff unterlegt mit atmosphärischem Score & gut passendem Soundtrack. Der Spannungsbogen hält über die gesamte Staffel und schafft es auch noch, am Ende eins drauf zu setzen. Wah-ahnsinn. Immer wieder gibt es unerwartete Wendungen, immerwieder neue Komplikationen die umgangen werden müssen. Bis zur letzten Minute hab' ich mitgezittert.


Mein Resumé Season One?

9/10 Allen Schweitzer Schrauben
Nach längerer Überlegen musste ich die 8,5 die ich voher vergeben hatte nach oben korrigieren. Die erste Staffel Prison Break gehört zu dem Besten was ich bisher im TV gesehen habe.
 



Wie fandet ihr's? Ich hab' die restlichen Staffeln noch nicht gesehn, also verspoilert mich bitte nicht ;-)

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