Freitag, 21. Januar 2011

AVATAR

Wär ich noch 12 ich würd mir von ganzem Herzen wünschen auf Pandora zu leben, im Wald, mit der Natur verbunden und in Harmonie ... naja, ich wünsch's mir jetzt auch noch.


Nach mehrfacher Sichtung kann ich jetzt mal etwas unbefangener hierüber schreiben.

Eine wunderschöne Welt, eine berührende Geschichte und atemberaubende Effekte und Optik.

Ich bin begeistert, mir war im Kino keine Sekunde langweilig!  Die halbe Milliarde Dollar die da drin stecken sieht man dem Film allemal an, ein Augenschmaus. Cameron bringt das Motion-Capture Verfahren zur Perfektion - wenn auch 3D - so genial es auch aussehen mag - im Kino über lange Strecken unglaublich ermüdend und anstrengend ist, nutzt Avatar im Gegensatz zu den meisten anderen (danach) entstandenen 3D Filmen der letzten Jahre dieses Feature komplett und gut aus.

Storytechnisch erinnert mich das Ganze stark an Pocahontas, sodass ich mich beim Ansehen für meine Artgenossen schäme, weil manche von ihnen so von Gier zerfressen und blind gegenüber allem Schönen und Guten sind ... bisweilen. 
Aber dennoch, so gut wie jeder Film, in dem es zu Konflikten zwischen Ureinwohnern einer Region und "Eroberern", die Ressourcen von eben dort begehren kommt, wird man das Gefühl nicht los, etwas richtig schlimm unfaires passiert da auf der Leinwand. Bei Tarzan ist es so, bei Pocahontas ist es so, bei Avatar ist es so. Man möchte die "Bösewichte" an den Schultern packen, sie mal gut durchschütteln und sie fragen ob sie noch ganz bei Trost sind. Was natürlich erwartungsgemäß genau keine Wirkung zeigen würde.

Ein paar Schwächen hat er schon.  
Colonel Quaritch (Stephen Lang) und der Typ den Giovanni Ribisi spielt erscheinen mir sehr sehr flach - stereotypische Bösewichte. Aber genau das braucht dieser Film - einen Charakter auf den sich sämtliche Aggression des Publikums konzentrieren kann, sobald er auch nur auf der Leinwand erscheint. Sie sind der Governor Ratcliffe (Pocahontas) von Pandora.
Avatar ist einer dieser moralischen schwarz-weiß Filme, und der einzige der sich irgendwo im Graubereich bewegt ist der Protagonist: Jake Sully. Worthington stellt Jakes inneren Konflikt und Weiterentwicklung meiner Meinung nach gut dar. Zu Beginn ist er ein phlegmatischer teilnahmsloser querschnittsgelähmter Marine, der irgendwie in etwas hineingeraten ist, das er eigentlich so gar nicht geplant hatte. Am Ende folgt Jake Sully seinem Herzen und seinen wiedergefundenen Werten mit feurigem Enthusiasmus, und hat wieder etwas, wofür es sich zu leben lohnt!
Tsu'teys Tod kommt mir etwas zu praktisch vor. Schnell mal vom Helicopter gefallen und sämtliche Troubles sind gelöst. Der stirbt doch nur, damit dann nachher wenn Jake endgültig seinen Na'vi Körper bekommt, keine Stammespolitischen Probleme auftreten, wer denn nun der Häuptling ist. Armer Tsu'tey, ich mochte dich.

Rein logisch betrachtet erscheint es mir auch eher schwierig, dass Trudy Chacon (Michelle Rodriguez) in diesem Militär-Regime das Quaritch da aufgebaut hat von vorneherein - als Sully und Dr. Grace Augustine (Sigourney Weaver - kaum zu glauben, dass sie schon 61 ist) eingesperrt werden - nicht auch misstrauisch behandelt wird und unter erhöhter Aufsicht steht. Oder, dass dieser Laborfutzi einfach so Funkkontakt mit den Flüchtlingen halten kann & das nicht kontrolliert oder unterbunden wird. Quaritch sollte das normalerweise nicht passieren. Umsonst ist er ja nicht der Truppenkommandeur dort - da wär' ja zu erwarten, dass er sich bewusst ist, dass er im eigenen Lager auch Sympathisanten mit den Na'vi hat, die es zu beaufsichtigen gilt. Ist ihm nicht gelungen. Tja.

Regietechnisch und was die Kameraeinstellungen, Landschaftsaufnahmen und in Szene-Setzung des Geschehens betrifft: WOW!
Cameron hantiert mit neuen und ungewöhnlichen Perspektiven (die ja dank dieser neuen Technik leicht umzusetzen sind) und schafft dadurch ein Pandora, das gigantisch und unglaublich vielfältig erscheint. Die Flugaufnahmen mit den Ikrans, die schwebenden Berge von Pandora, die vielen Urwaldaufnahmen - einfach atemberaubend. Beim Design dieser Welt hat er sich nichts nehmen lassen. Wahnsinn.

Der Soundtrack untermalt das Geschehen hervorragend, ist aber nicht so eingängig, dass ich mich jetzt noch daran erinnern könnte, wie die Melodie ging - wie das zum Beispiel bei Lord of the Rings der Fall war. Hier ist diese große musikalische Differenzierung aber auch nicht notwendig. Es gibt immerhin nur 2 Schauplätze, und die sind leicht voneinander zu unterscheiden, anders als LotR, wo wir 3 verschiedene Erzählstränge hatten, die alle auch akustisch voneinander unterscheidbar waren.


Avatar ist eine schöne Geschichte, in der das Happy End natürlich nicht fehlen darf. Dieser Film ohne Happy End? Ein No-Go. Stellt euch mal vor, Gollum hätte nicht Frodo den Finger abgebissen, Alice wäre vom Jabberwocky zerfetzt worden, die Hexe hätte Hänsel einfach aufgegessen oder der Prinz Dornröschen nicht geküsst. Gott bewahre! Nein, nein. Avatar ist ein *neues* Märchen und braucht deshalb ein Happy End.


Mich hat der Film überzeugt, man fühlt sich in eine Traumwelt versetzt, erlebt eine bedeutsame Geschichte mit und kann noch dazu Dinge bestaunen wie man sie sich normalerweise nicht vorstellen würde. Avatar reiht sich ohne Mühe zu meinen "Ich bin krank und weiß nicht was ich tun soll"-Filmen neben The Lord of the Rings, Stardust oder Big Fish ein. Es ist ein Film für eine Auszeit von der Realität - einfach mal chillaxen und Avatar schauen.

Das Ende ist angenehm offen, also wenns den Leuten gefällt kann der Herr Cameron da noch nach Lust und Laune eins drauf setzen. (Bitte setzen Sie noch eins drauf, aber nicht so einfallslos wie das bei Pirates of the Carribean 3 passiert ist.)


10 von 10 Ikrans

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