Montag, 25. Oktober 2010

Der Pate I und II

If anything in this life is certain, if history has taught us anything, it is that you can kill anyone.
~ Michael Corleone


Wie einem früheren Post angekündigt, hab ich mir ja The Godfather : The Coppola Restoration zugelegt. Und ich muss sagen, die Bild- und Tonqualität sind erste Sahne.

Natürlich konnte ich es nicht erwarten und hab mir noch am selben Abend Der Pate I und der Pate Teil II ansehen müssen. Und danach war ich deprimiert. Nicht etwa, weil ich mit der Umsetzung unzufrieden war, nein - die Umsetzung ist unglaublich. Ich war deprimiert, weil hier eine so tragische Geschichte erzählt wird.

Ebenso wie das Buch erzählt der Film die Geschichte der Familie mit äußerster Liebe zum Detail - wenn auch nicht jeder Gangster beim Namen genannt, und jede Handlung so genau erklärt und hinterfragt wird, wie im Buch - wie könnte er auch? 

Schon die Eingangszene von Teil I, als der Bestatter Amerigo Bonasera den Don um eine Gefälligkeit bittet zieht einen in die Welt der Corleone Familie hinein. Die respektgebietende melancholische Ruhe, die der Don ausstrahlt schwappen vom Bildschirm herunter und man weiß sofort - er ist der mächtigste Mann in dieser Geschichte, und er ist sich dessen vollends bewusst.
Marlon Brando beeindruckt hier immer wieder mit dieser legendären Rolle. Jede Minute seiner Leinwandzeit ist ein Hochgenuss. Ich kann hier denke ich überhaupt nichts neues schreiben, ich bewundere einfach sein Können. 
Es wäre bestimmt auch interessant, mal ganz alte Filme auszugraben, in denen Brando mitspielt.


Zuerst fand ich es schade, dass Vitos Jugend und Weg zur Macht in Teil I keinerlei Beachtung geschenkt wird - diese Enttäuschung wandelte sich aber in Freude, sobald mir klar wurde, dass in Teil II Robert De Niro in den Flashbacks den jungen Vito Andolini mimt. Genial.
Oh, was für ein Feuerwerk an Schauspielerischem Können! Nicht umsonst haben die Pate-Verfilmungen so viele Oscar-Nominierungen und -Auszeichnungen erhalten.

Die Rolle Al Pacinos als Michael - dem vorerst nichts mit dem Familiengeschäft zu tun haben wollenden jüngsten lieblingssohn des Paten, der sich dazu gezwungen sieht, doch in das Geschehen einzugreifen als sein Vater angeschossen wird - ist die tragischste von allen, wie ich finde. 
Im Grunde möchte er sich heraushalten. Im Grunde interessiert ihn das Familiengeschäft nicht. Aber nach diesen vielen Schicksalsschlägen, die er erleiden muss, tut er sehr viele Dinge, die er später bereut, er aber für notwendig befindet. 
Anders als Sonny ist er kühl und berechnend, und im Gegensatz zu Fredo legt er bei weitem mehr Intelligenz und Scharfsinn an den Tag. Er ist seinem Vater sehr ähnlich. Aber sein Herz ist härter als das seines Vaters. Zumindest bin ich zu dem Eindruck gelangt, dass Michael die Dinge viel mehr entgleiten als seinem Vater.
Besonders berührt hat mich der Rückblick in Teil II, der den Abend zeigt, an dem Michael seinem Vater erklären wird, dass er sich für den Militärdienst eintragen hat lassen. Ich bedauere ihn. Ich bedauere ihn zutiefst.


Diane Keaton in der Rolle der Kay Adams sagt mir nicht so sehr zu. 
Ich meine, ich mochte Kay im Buch, aber im Film wird sie mir zunehmend unsympathischer. Mit ihrem blauäugigen amerikanischen Verhalten zerstört sie sich ihr eigenes Leben. Es ist ja nicht so, als hätte Michael ihr etwas vorgemacht. Ich glaube ich muss mir erst Teil III auch noch ansehen um sie vollends zu verstehen.


Robert Duvall als consigliori Tom Hagen ist ein Casting-Coup sondergleichen. Er trägt Hagens kühle Schläue gut zur Schau, und vermag gleichzeitig die tiefe Zuneigung, die er der Corleone-Familie entgegenbringt unmissverständlich klar zu machen. Hagen ist bis ins Erz loyal, wenn auch nicht unkritisch.

Die Schlägerei- und Schießereiszenen sind unverkennbar noch sehr stark von Theater-Schauspiel geprägt. 
Als beispielsweise Sonny Corleone (James Caan, perfekt für die Rolle) Carlo Rizzi verprügelt weil dieser seine Schwester geschlagen hat, bekommt man fast das Gefühl, es sei ein Wrestling-Match. Man sieht, dass Sonny ihn eigentlich gar nicht schlägt. Mich persönlich hat das aber gar nicht gestört. Die übertriebene realistische Gewalt in den  heutigen Filmen ist mir schon fast zu viel. Da hab ich es lieber, dass ich verstehe, - okay, Carlo bekommt eine ordentliche Abreibung - und sehe wie er eigentlich nicht mal berührt wird, als dass überall das Blut herumspritzt und ich Knochen krachen hören muss. Klar, die Kopfschüsse die ausgeteilt werden haben auch Blutspritzer zur Folge, aber bei weitem nicht so schmutzig wie es heutzutage zu erwarten wäre. Um ehrlich zu sein, hat mich diese Art Blutvergießen zu zeigen, stark an Public Enemies erinnert - der ja in etwa derselben Zeit spielt wie Der Pate. Auch hier kommt aus den Wunden ein wenig zu helles Blut, ein wenig zu flüssig, ein wenig zu theatralisch. Aber das mag ich.
Gerade, oder vielleicht nur an diesen Szenen erkennt man, wie "alt" der Film schon ist. Wäre der heutzutage gedreht worden, wäre die Gewalt und der Sex bei weitem unverblümter und brutaler gezeigt worden als ohnehin schon. Das "Sterben" selbst wird hier auch viel mehr zelibriert als in heutigen Filmen. Männer werden von dutzenden Kugeln durchsiebt, und schreien und verkrampfen sich und fallen eben diese paar entscheidenden Sekunden später zu Boden, als man es von heutigen Actionfilmen gewohnt ist. Das Geschehen hat keine solche Hektik.

Was mich an dem Film so fasziniert ist, dass er nicht viele Worte braucht. Die Tragik, die Schwierigkeiten, die Bedeutsamkeit des Geschehens kommt auch ohne große Erklärung aus. Der Soundtrack trägt sicher seines dazu bei. Nicht oft hat ein Film einen derart eingängigen Score. Seit Tagen summe und pfeife ich das Main Theme des Paten vor mich hin. Und es wird mir einfach nicht langweilig dabei. Ein wirklich geniales Stück Musik ist das.  
Die gesamte Ausstattung besticht mit dem von mir so geliebten 30er-40er und 50er Jahre Flair. Die Autos, die Hüte, die Mäntel. Lasst uns eine Stil-Revolution starten!




Ich muss aber dazu sagen, ich hätte den Film wohl weniger genossen, wenn ich nicht vorher das Buche gelesen hätte. Das trägt ungemein zum Verständnis bei und viele im Film nicht erklärte Details gewinnen an Bedeutung und Wert. Ich denke da an die omerta oder wie schon in der Buch-Rezension erwähnte Rolle der Frauen in dieser Geschichte.
Das wäre dann das erste Buch, wo ich mich freue, vorher das Buch gelesen zu haben.




Für jeden Cineasten, für jeden Filmliebhaber, für jeden Mafia-Begeisterten ein schlichtes muss.

Eine - und da werden mir viele zustimmen - der wohl besten Literaturverfilmungen die ich bis jetzt gesehen habe. - gottseidank hab ichs schon im Regal stehen! Teil III ruft schon nach mir.

10/10

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