Donnerstag, 25. November 2010

Erbarmungslos

   The Schofield Kid: It don't seem real... how he ain't gonna never breathe again, ever... how he's dead. And the other one too. All on account of pulling a trigger.
   Will Munny: It's a hell of a thing, killing a man. Take away all he's got and all he's ever gonna have.
   The Schofield Kid: Yeah, well, I guess they had it coming.
   Will Munny: We all got it coming, kid.


    Blindlinks gekaufter Film.
    Mein einziger Impuls, diese DVD zu kaufen war, dass auf ihrer Rückseite stand: "Einer der wohl besten Western die je gedreht wurden." (oder so in die Richtung).

    Nun habe ich abgesehen von The Good, the Bad and the Ugly und Die Glorreichen Sieben aber noch nicht wirklich einen Western gesehen - es sei denn natürlich No Country For Old Men ist in euren Augen ein Western. Insofern kann ich selbst nicht sagen, ob er ein besonders guter Western ist, ich kann nur sagen dass ich beeindruckt war, von der Geschichte, den Charakteren und der Stimmung die von der Leinwand herunterkommt.

    Clint Eastwood - den ich Jungspund persönlich so richtig filmisch aktiv erst in The Good, the Bad and the Ugly und Gran Torino erlebt habe - bewundere ich zutiefst. Ich meine, er hat nicht so sonderlich viel Spielraum an Mimik mit seinen markanten Zügen, aber ich verstehe vollkommen, warum er für so viele derart faszinierend ist. Er ist sozusagen (frei nach Plato) die Idee des gebrochenen / gescheiterten / gezeichneten / entschlossenen / starken Mannes. Und sehr männlich.

Wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt, solltet ihr nicht weiter lesen ;-)

   In seiner Rolle als Will Munny tut er mir Leid. Seltsam wie leicht es ist, mit einem kaltblütigen Serienmörder zu sympathisieren. Als junger Mann war Will ein Bandit, ein Kopfgeldjäger, ein Trinker und ein Mörder. Erst seine Frau Claudia hat ihn "geheilt" und mittlerweile hat er zwei Kinder und eine kleine Farm. Seine Frau stirbt und Will sitzt mit den Kindern alleine da, züchtet Schweine. Da taucht Kid Schofield (O: The Schofield Kid) auf, und erzählt ihm von einigen Huren die 1000$ Kopfgeld auf zwei Cowboys ausgesetzt haben. Munny kann das Geld brauchen, lässt kurzerhand seine Kinder allein auf der Farm zurück um mit Kid Schofield und Ned (Morgan Freeman) in diese besagte Stadt zu ziehen, die Cowboys abzuknallen und das Kopfgeld einzukassieren. 
    Schofield Kid ist offensichtlich sehr beeindruckt von den Geschichten die er über Will Munny gehört hat, und prahlt selbst damit, "schon einige umgelegt" zu haben. Hat er aber nicht. Am Ende der Geschichte stellt er fest, was für ein elendes Leben und was für eine schreckliche Last es ist, jemanden getötet zu haben. Er möchte niemals so sein wie Will Munny. Er hat über sich gelernt. Er macht als Charakter die meiste Entwicklung durch. Vom Amateur-Schützen und Wannabe-Badass zu dem was er tatsächlich ist - kein Mann für ein Feuergefecht. Er ist dieser typische naive Junge, der gerade eben fast noch kein Mann ist. Der Geschichten von Männern hört, die "Legenden" waren - wofür auch immer die stehen. Dass Will Munny ein kaltblütiger verdammter Killer ist, stört ihn nicht, ist ihm nicht klar. Warum bewundert man diese Art von Charakter überhaupt so? Wegen der Schieß-Fähigkeiten? Wegen des Rufs? Allein wegen des Rufs? Weil alle sich vor ihm fürchten?
    Ich tu mir schwer, wirklich schwer nachzuvollziehen warum gerade Will Munny, ein gescheiterter Trinker ein solches Vorbild werden kann. Hm. Männer :-P

    Little Bill (Gene Hackman), der Sheriff der kleinen Stadt, entscheidet, dass die beiden leben sollen, aber  je einige ihrer besten Pferde an den Zuhälter der Frauen abzugeben haben, um für dessen finanziellen Verlust durch die Entstellung der Hure aufzukommen. Little Bill ist ein Drecksack. Ein harter Drecksack der darauf achtet, dass in seiner Stadt nichts böses Geschieht, allein dadurch dass er selbst wohl der "böseste" dort ist. Das ändert sich, als Will Munny seinen Weg kreuzt. Er ist dann nämlich gar nicht mehr. Haha. Den Sheriff konnte ich noch weniger ausstehen als English Bob.
    Tja, dieses gerettete Leben bleibt den beiden jungen Cowboys aber nicht lange. Binnen kürzester Zeit tauchen auch schon die ersten Kopfgeldjäger auf, darunter English Bob (Richard Harris), der mit seiner Überheblichkeit und Arroganz den ganzen Westen gegen sich aufbringt. Er ist der einzige im Film, der ein wenig andere Emotion in mir regt als ... verzweifelte Resignation, Melancholie und Bedauern - so wie Will Munny, Schofield Kid oder Little Bill.)

    Als Frau ist es für mich natürlich schwierig, mich in diese Männerfantasie des Wilden Westens (wie er niemals wirklich gewesen ist) hineinzudenken. Hartes Land, harte Männer, hartes Leben, harte Maßnahmen. Jeder steht für sich allein, jeder hat Dreck am Stecken. Jeder könnte jede Minute ohne Wimpernzucken den nächstbesten Cowboy abknallen, der auch nur im geringsten gegen seine Werte verstößt, oder der einfach im falschen Moment vor dessen Flinte läuft.
    Trotz all dieser Härte und Unerbittlichkeit gibt es Freundschaft, gibt es Ehre.
    Kombiniert mit vielen Sehnsucht-anregenden Landschaftsaufnahmen zeigt der Film, wie Will Munny vom vermeintlich geheilten Psychopathen - denn das ist er meiner Meinung nach - nach dem Tod seiner Frau wieder in seine alten Muster zurückfällt, wieder trinkt, wieder tötet. 

    Dies ist einer der Filme, die man nicht ansieht, weil man sich im Anschluss daran gut fühlen möchte. Hier geht es rein um die Atmosphäre, die Welt und ihre eigenen Werte, die erschaffen werden. Ich bereue es nicht, dass ich ihn mir zugelegt habe.


8 von 10 gottverdammten Rifles

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